Eine Wanderung über den Meeresgrund

Ein kleiner, vorwitziger Krebs

Schuhe aus, Hosenbeine hochgekrempelt und los geht’s. Direkt hinter dem Nationalpark-Haus in Dorum-Neufeld führt eine Treppe ins Watt. Die ersten Schritte in dem ungewohnten Element sind noch zögerlich.
Etwas Gänsehaut macht sich auf den Armen breit, als ein kleiner Wattkrebs zielsicher meinen großen Zeh ansteuert. Ob er wohl auch Angst hat? Grell bescheint die Sonne die Watten, flirrend gaukeln die Luftschichten eine Fata Morgana vor. Ein erster kleiner Priel kreuzt den Weg Richtung Unendlichkeit.

So herrlich kan eine Wattwanderung durch den Schlick sein!
Rote Bohne
Rote Bohne

War der Untergrund bisher schön fest, sinken die Wattwanderer hier plötzlich bis zu den Waden im Schlick ein. Freigekämpft und weiter geht’s. Hübsche Muscheln gibt es zu entdecken. Zartrosa getönt ist die Schale der „Roten Bohne“. Der richtiger Name lautet „Baltische Plattmuschel“. Sehr irreführend, da die Art in der Nordsee viel häufiger ist als in der Ostsee vorkommt. In etwa fünf Zentimetern Tiefe liegt die erwachsene Muschel im Boden und saugt mit ihrem langen Sipho (röhrenförmiger Schnorchel) Nahrungsteilchen ein. Ein paar Hundert Meter weiter fallen markant-dunkle Spaghettihäufchen im Watt auf. Gleich daneben jeweils ein kleiner Trichter. Ein ganz unscheinbares Lebewesen ist dafür verantwortlich. Wattwürmer bewegen jährlich 4000 Tonnen Sand pro Hektar, reinigen ihn und verdauen darin enthaltene Mikroorganismen. U-förmig liegt der Wurm rund 20 Zentimeter tief im Watt und frisst mit größtem Appetit das nachsackende Sediment aus der Trichteröffnung und scheidet es am anderen Ende wieder aus. Gefährlich ist seine gier. Denn alle 45 Minuten muss er mit seinem Schwanz an die Wattoberfläche Kot abgeben. Darauf lauern viele Räuber schon. Relativ häufig wird dem Wattwurm der Schwanz von Vögeln oder Meeresbewohnern abgebissen. Zum Glück regeneriert der sich. Die Querpriele nehmen zu. Langsam wird es Zeit, an Umkehr zu denken. Die Tide wartet nicht auf bummelige Wattwanderer. Glucksend füllen sich schon Wattlöcher mit der salzigen Meeresflut. Tief steht die Sonne mittlerweile über der Weser und sorgt zum Abschied für ein spektakuläres Abendrot auf den Watten.



Abendstimmung im Wurster Watt.
Eine Wattwanderung gehört an der Wurster Nordseeküste zum Urlaub einfach dazu.

Wichtige Regeln für das Verhalten im Watt:

Gehe nie allein ins Watt.

Bei aufziehendem Gewitter das Watt sofort verlassen.

Erkundige Dich nach den Wattwanderungszeiten.

Merke Dir einen Markierungspunkt auf dem Festland.

Meide Muschelbänke (Verletzungsgefahr)

Höre auf den Rat von Kundigen.

Auf keinen Fall in der Fahrrinne baden.

Nichtschwimmer dürfen sich bei auflaufendem Wasser nicht in der Nähe von Prielen aufhalten.

Die Benutzung von Luftmatratzen ist für Nichtschwimmer gefährlich.

Ablaufendes Wasser und Ostwind können jedoch auch für geübte Schwimmer zur Gefahr werden.

Schwimme vor allem bei ablaufendem Wasser nicht zu weit hinaus.


Geführte Wattwanderungen

Das Wurster Nationalpark-Haus bietet regelmäßig geführte Wattwanderungen an. Geschulte Mitarbeiter der Einrichtung führen die Gäste und erläutern alles, was es auf und im Watt sowie in den Prielen zu entdecken gibt. Angeboten werden auch spezielle Wattgänge für Kinder Man sollte möglichst barfuß oder in Gummistiefeln gehen. Weitere Informationen und aktuelle Termine im Nationalparkhaus.